Zusammen mit dem Priester George Finet beginnt Marthe Robin 1936 das Werk der Foyers de Charité, dessen erste Aufgabe es ist, in Exerzitien die Menschen mit dem katholischen Glauben vertraut zu machen. Dabei übernehmen die Mitglieder in den Gemeinschaften der Foyers in einem lebendigen Laienapostolat eine wichtige Aufgabe. Das Wort „Foyer“ könnte man in der deutschen Sprache übersetzen als Gemeinschaften, die in der Welt leuchten sollen „wie Feuerstätten des Lichts, der Gottesliebe und Nächstenliebe“.
Die Menschen, die Marthe Robin besuchten und sie persönlich erlebten, schildern ihr menschliche Nähe und Einfachheit.
Bischof Jean Chabbert:
Die Frau, die da in ihrem kleinen Bett lag, war eine rechtschaffene Bäuerin aus dieser Gegend, wie alle anderen auch. Ganz natürlich sprach sie von den Bekannten und den derzeitigen Ereignissen, und zwar mit viel gesundem Menschenverstand. (…) Nichts Aufsehenerregendes; sie spielte nicht die Heilige, nicht einmal die geistliche Begleiterin, war für jeden von vollkommener Achtung und großer Liebe. Von Zeit zu Zeit jedoch, wenn wir über Jesus und Maria sprachen, wurde unser Austausch plötzlich von Licht und Liebe durchstrahlt. Ein „O ja!“ hob die geistliche Dichte des angesprochenen Geheimnisses noch hervor. (…) Die Kirche war ihre Mutter. Sie liebte sie mit großer Leidenschaft. Sie besaß in Wahrheit Sinn für die Kirche.
Dr. Pierre Bour, psychiatrischer Arzt:
Eine Frau wie jede andere… (…) Aber schon bei den ersten Silben aus ihrem Mund eroberte und besänftige mich ihre vollkommen frische Stimme und der feine, klare und zugleich ganz natürliche Tonfall dieser Stimme… eine Frau wie jede andere! (…) Ich hatte ganz einfach Vertrauen zu ihr, was mir erlaubte, ihr vertraulich einige Fragen vorzulegen. Bei meinem zweiten Besuch zeigte mit Pater Finet, ihr aufmerksamer, respektvoller Wächter, insgeheim ein Foto von ihrem leidenden Gesicht voller Blutstropfen. Statt mich hinsichtlich eines Phänomens, das für mich zu hoch war, misstrauisch zu machen, hat dieses Gesicht einen tiefen Eindruck auf mich hinterlassen; über eine unermessliche Ehrerbietung hinaus hat es mir einen Funken dieses von Liebe verzehrten Lebens mitgeteilt…, und manchmal bete ich zu ihr.
Marcel Clément:
Sie war zunächst einmal die vollkommene Einfachheit; sie war immer nur mit der Seele da (und das ist sehr selten bei den Menschen)… In ihrer Zärtlichkeit und ihrem Schluchzen, ihrem Lachen und ihrem Humor war sie das vollständigste Wesen, das man sich vorstellen kann. Es war die Durchsichtigkeit einer vollkommenen menschlichen Natur. (…) Ich will damit schließen, dass ich Ihnen erzähle, was sie einem kleinen Siebenjährigen gesagt hat. Er hatte vor ihr geäußert: „Ich kann nicht glauben, dass der kleine Jesus in der Hostie ist.“ Verwirrung der Eltern, das hätte er doch wohl woanders von sich geben können!
Und Martha:
– Der kleine Jesus ist doch der liebe Gott.
– Ja, antwortet das Kind.
– Der liebe Gott, der hat alles gemacht, er hat alles geschaffen, er hat die Erde, den Himmel, die Sonne, deinen Papa, deine Mama, dich, er hat alles gemacht.
– Ja, antwortete das Kind.
– Er kann alles.
– Ja, sicher! antwortet das Kind.
– Wenn er alles kann, kann er sich auch ganz klein machen.
– Aha, sagt das Kind, jetzt habe ich es verstanden.
Eine Familie vom Tal der Galaure im Département Drôme:
Sie stand uns sehr nahe, weil sie aus dem landwirtschaftlichen Milieu stammte. Da sie zum Tal gehörte, kannte sie unsere Familien gut. (…) Es kam vor, dass wir mit unseren Problemen zu Marthe hochgingen, um bei ihr Rat zu suchen. Wir sprachen mit ihr über Personen, die uns Leid zugefügt hatten. Wir waren sehr betroffen von ihrer Antwort, denn sie sagte uns: „Wie sehr müssen doch auch diese Menschen leiden! Man muss für sie beten“. Oft beendeten wir unser Treffen mit einem Gebet und dabei rief sie uns zum Verzeihen auf; im Gebet kann man es besser annehmen. Sie war so einfach und man spürte sich ihrem Verzeihen nahe. Das ist anspruchsvoll, aber dieser Aufruf hat bei uns seine Spuren auf lange Zeit hinterlassen.